Trini: Die ersten zwei Tage – und Nächte
Als wir Trini schliesslich in der Box hatten und sie genauer untersuchten, wurde uns schwach: es ging nicht darum, sie zu kurieren, es ging um ihr Leben ! Fernando spritzte ihr über eine weitere Vene alle Medikamente, die irgendwie helfen konnten.
Trinis Leib war voller Zecken. Ihre Knochen standen so heraus, dass sich die Wirbelsäule fast vom Körper abzulösen schien, sie hatte Ödeme an Brust und Magen und so viele Wunden, dass wir uns entschlossen, diese nur zu reinigen und keine weiteren Medikamente zu verabreichen, denn wir wussten nicht, ob sie die noch verkraften würde.
Trini war aber sehr glücklich. Sie konnte es kaum glauben, dass sie nun auf einem weichen Bett aus Stroh lag und Wasser und Futter in nächster Nähe hatte. Sie liess alles, Injektionen, Wundbehandlung etc., ruhig über sich ergehen. Manchmal gab sie ihrer Freude sogar durch leises Wiehern Ausdruck.
Alles lief reibungslos und wir stellten einen Zeitplan für Tag- und Nachtwachen auf, damit Trini nie allein sei und ihr etwas zustossen konnte, vor allem damit wir, falls sie hinfiel, sie alle halbe Stunde auf die andere Seite drehen könnten, damit sich ihre Lunge nicht mit Wasser füllte. Jetzt merkten wir auch, dass sie ein kaputtes Ohr hatte, wahrscheinlich von der hiesigen Gewohnheit, Pferden ein Ohr zu verdrehen um ihren Willen zu brechen. Übrigens vergass ich zu erwähnen, dass, als wir Trini fanden, ein Vorderbein und ein Hinterbei mit einem Strick an ihren Hals angebunden waren, damit sie sich nicht bewegen und an einen weniger versteckten Ort gelangen könnte (das ist auch so eine Gewohnheit von hier). Sie hatte davon schreckliche Wunden.
Wir jagten die Volontäre und Fernando, den Tierarzt, aus der Herberge hinaus nach Hause, damit sie sich endlich ausruhen konnten, und meine Schwester und ich übernahmen die Betreuung. Es war schon sehr spät, als uns auffiel, dass irgend etwas bei Trini schief lief.